Noch vor 80 Jahren war der tagaktive Allesfresser Braunbär in der gesamten Westpaläarktis verbreitet. Von Nordasien über weite Teile Europas bis Nordafrika und in ganz Nordamerika lebte dieser zweitgrößte Landbeutegreifer. (Nur der Eisbär (Ursus maritimus), der sich ausschließlich von Fleisch ernährt, übertrifft den Braunen mit über 1000 kg Körpergewicht bei weitem). Heute zählt der Braunbär zu den gefährdetsten Tierarten der Erde. Immer mehr nehmen wir ihm durch unsere Ausdehnung den Lebensraum, bringen ihn um, weil wir ihn entweder als Trophäe wollen oder als nutzlosen Nahrungskonkurrenten betrachten. Nur noch in Alaska, Kanada und Russland leben größere Populationen. Der Kodiakbär in Nordamerika – der Gewichtigste unter ihnen – kann durchaus 500 bis 600 kg auf die Waage bringen. Ebenso der Kamtschatkabär in Russland. Sie sind aber gegenüber den Grizzlybären (Ursus arctos horribilis), welche ein Gewicht von 80 bis 400 kg erreichen können, bei weitem nicht so aggressiv. Im allgemeinen sind Aggressionen von verschiedenen Faktoren abhängig. Ist das Nahrungsangebot reichlich, beispielsweise beim Lachsfang oder bei der Ernte von Beerenfrüchten in Küstengebieten in denen der Kodiakbär lebt, sinkt die Angriffslust. In subarktischen oder arktischen Regionen haben es die dort verbreiteten Grizzleys weitaus schwieriger sich ihr Winterfett anzufressen. Artgenossen, Wölfe und auch der Berglöwe sind ernst zu nehmende Konkurrenten, gegen die sie ihre Beute verbissen verteidigen. Ältere Bären können aber auch wie wir Menschen unter Zahnschmerzen oder Rheumatismus und anderen quälenden Krankheiten leiden und sind deswegen in der Aufbringung von Futter behindert, grantig und nehmen alles was sie bekommen können. Gelegentlich fallen sie über schwächere Artgenossen her und verzehren sie. Offensichtlich übernehmen bei dichten Populationen kräftige Artgenossen die Aufgabe, auf diese Weise Bestände im Gleichgewicht zu halten. Mitunter töten Grizzleys, wenn sie überrascht werden auch Menschen, verzehren sie aber meist nur bei extremen Futtermangel.